Alexandra Dovgan - J.S. Bach, Partita No. 6 in E minor, BWV 830Ich höre seit 35 Jahren Bach, rauf und runter, auch auf dem Klavier. Glenn Gould, András Schiff, Martha Argerich, Víkingur Ólafsson, Friedrich Gulda, Murray Perahia, Tatjana Nikolajewa, Dina Ugorskaja, Kimiko Ishizaka, Angela Hewitt um nur einige zu nennen. Bei dem einen mag man dies, bei dem anderen das, schön spielen sie letztendlich alle.
Und dann gibts Alexandra Dovgan. Ein (in dieser Aufnahme) 16-jähriges Kind, das hier eine Bach-Interpretation hinlegt, die die beste ist, die ich je gehört habe, weil sie einfach berührt. Alexandra Dovgan spielt so klar wie Glenn Gould, nur in schön. Hat das Temperament von Martha (Sarabande), einen schönen Anschlag wie Murray Perahia und das Verständnis für die Musik wie András Schiff. Sie spielt die polyphonen Stimmen rhythmisch wie dynamisch so unterschiedlich, dass man fast den Eindruck hat, es handele sich um komplett unterschiedliche Instrumente.
Wer vielleicht nicht die ganze Partita hören möchte, was eine Schande wäre, sollte sich auf jeden Fall die Courante und die Sarabande anhören: Der Rhythmus in der Courante ist perfekt: Die Bassnoten, immer eine Mikrozählzeit zu früh, treiben den ganzen Satz in perfekter Einhaltung des Tempos, vor sich her. Zwischendrin so schön perlende Non-Legato-Läufe, wie sie sonst nur Glenn Gould hinbekommt. Dazu so viel Spielwitz und eine Leichtigkeit in der Virtuosität, dass es nur eine Freude ist, dieser Musikerin zuzuschauen.
Die Sarabande macht Sinn, ist dynamisch auf diesen einen Höhepunkt (zwei mit der Wiederholung) ausgerichtet und zerfällt rhythmisch nicht in eine zusammenhanglose Aneinanderreihung von Tönen, wie man das so oft hört. Diese Sarabande lässt micht nicht gelangweilt zurück, sondern ist spannend von Anfang bis Ende!