Hier der zweite Teil meines Erfahrungsberichts zum PinePhone.
Den ersten Teil kann man hier finden.
Am Ende meines ersten Teil hatte ich auf der "bisher nicht getestet"-Liste:
• GPS/Navigation
• Killswitches
• Aufnahmequalität (Mikrofon)
• Signal/Axelotl
• E-Mail
• Andere Distributionen
Leider fehlt mir im Moment einfach die Zeit, mich da intensiver mit zu beschäftigen, oder das PinePhone Mal ein paar Tage im echten Betrieb zu testen. Ich hoffe ja, dass ich das für den dritten (oder 4.) Teil dann mal schaffe.
Kommen wir also zu dem, was ich tatsächlich ausprobiert habe:
Zuerst noch mal ein paar allgemeine Erfahrungen:Neben der bereits im ersten Teil beschriebener Probleme mit Plasma (von denen ich vermute, dass die irgend wann auch beseitigt sind) habe ich noch eine weitere Problematik festgestellt: GTK-Anwendungen haben Probleme mit der GUI-Skalierung von Plasma Mobile. Besonders schlecht war das mit dem Mail-Client "Geary" (siehe unten). Aber auch bei anderen Anwendungen war das weniger toll - von Mozilla bis Medienplayern.
Wenn man beim ausgeschalteten PinePhone ein Ladegerät anschließt, schaltet es sich an und bootet. Das finde ich jetzt insgesamt weniger glücklich.
Anders als Androiden kann man Daten nicht ganz einfach per USB übertragen. Aber es klappt sehr gut über SFTP (z.B. mit FileZilla) oder (bequemer) mit Syncthing. Syncthing selbst scheint auch recht genügsam beim Akku zu sein.
Hitzeentwicklung: Sowohl beim Laden als auch bei Leistung, das Teil wird sehr warm. Das hat ein wenig was von den "Handwärmern" mit dem Metallplättchen zum Knicken, die man in Kochendem Wasser wieder reaktiviert.
Phosh:Ich hatte zuerst das vorinstallierte Manjaro Mobile mit Plasma Mobile ausprobiert (dazu im ersten Teil nachgucken).
Ich habe mir inzwischen eine MicroSD-Karte besorgt und darauf Arch for ARM mit Phosh (PHOneSHell) ausprobiert. Ich muss aber auch zugeben, dass ich irgend wie überhaupt kein Interesse an den auf Debian basierenden Distros habe. Vermutlich hat Ubuntu da bei mir auf dem Desktop einfach zu viel kaputt gemacht, oder es ist das nervtötende Debian auf dem Webserver. Ich will mir das auf dem Handy einfach nicht auch noch antun. Insofern wird hier absehbar auch nichts mehr dazu kommen.
Das System startet von der MicroSD etwas langsamer und reagiert auch langsamer. Das ist aber auch zu erwarten. Die Karte ist einfach nicht so zackig, wie der eMMC-Speicher.
Während Plasma Mobile über der Display-Manager (sddm) kontrolliert wird, wird Phosh mit einem eigenen Dienst angesprochen. Neu gestartet wird Phosh mit
systemctl restart phosh.service
Die Bedienung fand ich auf Anhieb überzeugender als die von Plasma. Das mag zum Teil Geschmack sein, zum Teil hat es aber auch nicht etliche der desaströsen Fehler, die Plasma Mobile hat. (Ich hatte z.B. noch keinen Black Screen, weil irgend was die Beleuchtung auf Null gesetzt hat.)
Aber auch Phosh hat einiges nervtötendes:
Alle Schwächen, die Gnome auch hat auch Phosh! (-> die "Appelisierung" des Linux-Desktop; alles, was die Entwickler nicht brauchen, ist ohnehin überflüssig und braucht auch niemand anders in leicht einstellbar - oder so.) Man muss gnome-tweaks installieren, um die wichtigsten Einstellungen (z.B. Akku-Prozent-Anzeige in der Top-Bar) überhaupt einstellen zu können. (Da weiß ich auch gleich wieder, warum ich Gnome auf dem Desktop ersetzt habe.)
Die Zoom-Stufe der UI ist nur herabsetzbar. Um wieder auf die 200% zu kommen ist ein manuelles ändern in
/usr/share/phosh/phoc.ini
notwendig (scale factor -> 2) Quelle:
https://wiki.postmarketos.org/wiki/Phosh -> scale-to-fit
Danach hilft dann immer ein Neustart.
Leider ist bei Arch "yay" nicht in den Quellen und muss manuell aus AUR gebaut werden.
Was mir derzeit noch fundamental fehlt, ist eine Systemverschlüsselung über DM-Crypt. (Mobian scheint damit zwar zu experimentieren.) Das ist auch derzeit noch das Hauptproblem, warum ich das nicht als Alltagsgerät testen will.
E-Mail:E-Mail scheint noch immer ein Grundproblem zu sein. Am ehesten scheint man Geary als Client nutzen zu können.
Ich hatte Geary als Mail-Client in Manjaro mit Plasma mobile (im Folgenden kurz "Plasma") ausprobiert. Da war ich nicht in der Lage, mein Konto vollständig einzurichten. Das lag offenbar an Darstellungsproblemen mit dem auf GTK basierendem Greary im auf QT basierenden Plasma. Es gab offenbar ein Skalierungsproblem, weswegen einige Teile nicht angezeigt wurden. Im 200% Zoom-Modus ist das jedenfalls uneinrichtbar. IMHO war das da ein Mix-Problem aus Plasma, GTK und UI-Zoom-Faktor.
Phosh ist offenbar ein Gnome-Derivat, welches auf GTK3 basiert. Hier klappte es mir der Einstellung erst, nachdem man den UI-Zoom von 200% auf 100% reduzierte. Leider ist dann halt alles nur noch extrem klein.
Was mir wirklich Probleme bereitet hat, war Copy&Paste von komplexen Passwörtern. Das ist da dann eine Mischung aus Phosh und Geary. Hier hilft eine BT-Tastatur bei der Ersteinrichtung sehr weiter.
Mastodon:@
scops ocial.tchncs.de (
https://social.tchncs.de/@scops) hat mich auf Tootle aufmerksam gemacht. Das war in Plasma ebenfalls "eher nicht so toll" (vor allem, weil es natürlich massenhaft GTK-Abhängigkeiten gezogen hat). In Arch muss man das aus dem AUR kompilieren. Das ist recht rechenintensiv (=Akkuverbrauch), weshalb man so was besser beim Laden macht.
Tootle selbst ist "OK". Man kann lesen, es läuft sehr flott, ist aber durchaus echt Funktionsarm. Aber nutzbar. Wenn man von Whalebird (Linux) oder Fedilab (Android) kommt, ist vermutlich das meiste "funktionsarm". Aber damit kann man durchaus leben.
Auch Tootle ist im 200% Zoom-Modus zwar benutzbar aber nur grenzwertig einrichtbar.
Was mir wirklich fehlt, ist ein Client für Hubzilla. Der Fehlt mir aber auch auf dem Linux-Desktop.
Waydroid:Waydroid war eigentlich nicht auf meiner Test-Liste, aber das war so ein Teil, was man nebenbei gesehen hat und wo man nicht ohne ausprobieren dran vorbei gehen konnte ;).
Das ist ein "Linux-Container-NameSpace-Virtualisierer" für Android. Konkreter hier:
https://waydro.id/Das ist in etwa eine Android-Virtualisierung, innerhalb der man Android-Anwendungen ausführen kann.
(Quelle:
https://fosstodon.org/@xaviers/106936888809418637):
Installation instructions:
sudo pacman -S waydroid-image
sudo waydroid init -f
sudo systemctl enable waydroid-container --now
Launch it from the #
Pinephone app launcher.
To deactivate that:
sudo waydroid shell
/system/bin/setprop persist.waydroid.no_suspend true
Das ROM ist ein LineageOS mit Android 10, ohne GApps.
Die Installation von F-Droid hat ganz gut funktioniert. Viel getestet habe ich damit aber noch nicht. Es würde aber natürlich den Umstieg von einem Androiden erheblich erleichtern, wenn man einige Apps weiter nutzen kann.
Noch immer offen für meine Tests sind damit:
• APN-Konfiguration
• Killswitches
• Aufnahmequalität (Mikrofon)
• GPS/Navigation[1]
• Signal/Axelotl[2]
[1] GPS/Navigation ist laut Pine-Wiki ist nur sinnvoll mit einer SIM-Karte testbar. Das wird also bestenfalls dann kommen, wenn ich mal einen Alltagstest über eine ganze Woche machen kann.
[2] Signal/Axelotl: Das werde ich vermutlich nicht testen, außer ein Alltagstest führt dazu, dass ich das das PinePhone wider erwarten dauerhaft als Alltagsgerät nutze. Ich Scheie einfach den Aufwand, mir dafür extra eine eigene SIM-Karte zuzulegen oder mein Signal-Schlüssel zu transfereieren.
Kommentare und Ergänzungen gern hier oder auf Mastodon an @
Dagaz. (Dort lese ich kontinuierlicher, da mir für hie)