Mein 1997er Specialized Stumpjumper fertig „restauriert“ -

Mein 1997er Specialized Stumpjumper fertig „restauriert“

Tue, 01 Aug 2023 16:10:35 +0200

marcuse@hub.netzgemeinde.eu

Fertig isser! Neu sind: Lenker, Vorbau, Bremsen, Schaltzüge, mittleres Kettenblatt, Kassette, Kette, Schaltröllchen, Sattelstütze, Innenlager, Flaschenhalter. Rostige stellen, wo die Züge den Lack abgescheuert haben, habe ich mit Rostumwandler bearbeitet. Dieser wandelt Rost in ein grau-schwarzes Polymer um, was ein weiteres Rosten verhindern soll. Das sieht man z.B. im letzten Bild. Durch das neue 113mm-Innenlager statt des nicht mehr erhältlichen 107mm wanderte die Kettenlinie von 47,5mm auf 50mm nach außen. Der Umwerfer macht das aber problemlos mit, puh.

Ich freue mich schon auf die erste Ausfahrt.

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Tue, 01 Aug 2023 16:16:47 +0200 zuletzt bearbeitet: Tue, 01 Aug 2023 16:18:46 +0200

Marcus Wißmann

marcuse@hub.netzgemeinde.eu

Achso, die Spacer unter dem Vorbau sind auch neu. Ursprünglich war ja dort u.a. ein Spacer mit integriertem Anschlag für die Außenhülle des vorderen Bremszugs eingebaut, der für die ursprünglichen Cantilevers notwendig war. Da ich aber die Cantilevers gegen V-Brakes getauscht habe, war dieser nun obsolet und sah unschön aus. Puristen mögen die V-Brakes bemängeln, aber Sicherheit geht vor und was Bremswirkung angeht sind die V-Brakes den Cantis sowas von überlegen, dass zumindest ich da nicht mehr tauschen möchte.

Tue, 01 Aug 2023 16:39:44 +0200

Marcus Wißmann

marcuse@hub.netzgemeinde.eu

Warum investiert man noch einiges Geld in so ein altes Rad? Nun, so viel war es gar nicht (< 150 EUR) und der Rahmen ist es wert. Es ist ein Tange Prestige, offensichtlich in handgefertigt in Japan. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Tange_International

Laut Webseite die zweitbeste Qualität, die Tange je gefertigt hat. Die Rohre sind zweifach konifiziert, d.h. die Enden mit den Schweißnähten haben aus Belastungsgründen dickere Wandstärken, in den Rohrmitten sind sie sehr dünn, ich meine ~0,6mm. Das hört man auch, wenn man mit dem Fingernagel gegen das Ober- oder Unterrohr schnippt, es klingelt hell und lang nach. Während einfachere Hi-Ten-Stahlrahmen da einfach nur ein „Klack“ von sich geben.

Tue, 01 Aug 2023 17:40:23 +0200

(((Horschtel))) born at 315ppm

horschtel@pod.geraspora.de

Sehr schön! Und so nachhaltig!

Tue, 01 Aug 2023 17:44:53 +0200

Wolfgang Strobl

ws01@diasp.org

Nett und das Ergebnis kann sich sehen lassen! Mich wundert allerdings, dass du bei der Liste ausgetauschter Komponenten mit 150€ ausgekommen bist. Die klassische Cantilever-Bremse durch eine V-Brake zu ersetzen ist vernünftig, man sollte es mit dem Purismus nicht übertreiben, immerhin willst du mit dem Rad ja fahren, statt es an die Wand zu hängen. :-) Mein ein Jahr zuvor (1996) von einem Bonner Händler zusammengebautes Reiserad hatte ursprünglich auch Cantileverbremsen, dann kam vorne eine Magura dran, die ich schliesslich aber auch durch eine V-Brake ersetzt habe. War etwas schwieriger, weil: Rennlenker mit den entsprechenden Griffen. Aber ich war endlich zufrieden.

Vielleicht hätte ich die Reste des 1978 gekauften Peugeot PR60/L doch nicht zum Sperrmüll stellen sollen, die drei Rahmenrohre aus Reynolds 531 waren damals auch schon konifiziert und das Rad hatte bereits um die Jahrtausendwende schon eine ganze Serie von Renovierungen wie deine hier hinter sich. Aber das war halt auch das Problem: es war durch den langjähren Gebrauch schließlich alles, incl. des Rahmens schon weitgehend verschlissen.

Wie willst du es diesbezüglich mit dem Stumpjumper nun halten? So wie das jetzt blitzt und glänzt, könnte ich mir gewisse Hemmungen vorstellen, damit über Stock und Stein, durch Matsch und/oder auf gut gesalzenen Straßen zu fahren.

Wed, 02 Aug 2023 04:05:56 +0200

Marcus Wißmann

marcuse@hub.netzgemeinde.eu

@(((Horschtel))) born at 315ppm

Sehr schön! Und so nachhaltig!

Ja danke, das ist es!

@Wolfgang Strobl

Mich wundert allerdings, dass du bei der Liste ausgetauschter Komponenten mit 150€ ausgekommen bist.

Stimmt, ich hatte nur kurz die neulich gekauften Komponenten im Kopf überschlagen, hatte aber vergessen, dass ich das Kettenblatt und die Schaltröllchen schon Jahre hier rumliegen und die Bremsen vor ca. 15 Monaten bei eBay zwar alt (Baujahr 2008 oder so, ist bei Avid ja eingeprägt) aber offensichtlich unbenutzt (Schraubensicherungskleber war noch neu auf den Schrauben) ersteigert hatte. Leider gibt es die Avid Digit 7 nicht mehr neu zu kaufen, SRAM hat sie eingestellt. Kaufgebot war glaube ich knapp unter 40 EUR. Die hatte meine Freundin für mich ersteigert, weil ich bei Gebotsende auf der Arbeit war, daher kann ich den genauen Preis jetzt nicht einsehen. Macht also zusätzlich knapp 55 EUR für die 3 Teile. Die anderen Preise habe ich aber mal genau herausgesucht und aufaddiert, interessiert mich ja auch:

Bildschirmfoto vom 2023-08-02 02-37-53.png

Es ist erstaunlich, wie lächerlich günstig man zumindest alte 8- oder 9-fach Antriebskomponenten bei Shimano kaufen kann. Zum Beispiel hat die Kassette nur Alivio-Qualität, ist aber nicht schlechter oder schwerer als die damalige 90er-Jahre XT-Qualität. Die Kette ist auch das Beste, was man noch für 8-fach bei Shimano bekommt.

Wenn ich mir dagegen die Preise für meine aktuelle Gravelbikegruppe anschaue, da kostet ein „Shimano XT CN-HG701+CS-M8000 11-fach Verschleißset 11-42“, also Kassette + Kette beim gleichen Händler 102,90 EUR verglichen zu den 26,98 EUR für die 8-fach Komponenten.

Mein ein Jahr zuvor (1996) von einem Bonner Händler zusammengebautes Reiserad hatte ursprünglich auch Cantileverbremsen, dann kam vorne eine Magura dran, die ich schliesslich aber auch durch eine V-Brake ersetzt habe. War etwas schwieriger, weil: Rennlenker mit den entsprechenden Griffen. Aber ich war endlich zufrieden.

Erstaunlich, dass Du die Magura ersetzt hast. Andererseits ist ein Bowdenzug für die Vorderradbremse so kurz und die Kraftübertragung bei einer V-Brake so optimal, dass man auch hier präzisen Druckpunkt und sehr gute Bremswirkung hat.

Vielleicht hätte ich die Reste des 1978 gekauften Peugeot PR60/L doch nicht zum Sperrmüll stellen sollen, die drei Rahmenrohre aus Reynolds 531 waren damals auch schon konifiziert und das Rad hatte bereits um die Jahrtausendwende schon eine ganze Serie von Renovierungen wie deine hier hinter sich. Aber das war halt auch das Problem: es war durch den langjähren Gebrauch schließlich alles, incl. des Rahmens schon weitgehend verschlissen.

Reynolds gehört ja auch zu den drei großen Rohrherstellern für Fahrradrahmen. Das ist natürlich schade, aber wenn er komplett verschlissen war, macht es irgendwann auch keinen Sinn mehr. Gerade Rost wird vermutlich irgendwann lästig. Manchmal bekommt man aber auch einfach keine Teile mehr, weil sich Standards verändert haben.

Ich habe in diesem Post https://www.mtb-news.de/forum/t/tange-prestige-gut.237861/#post-2982112 noch einige Angaben zu den Tange-Rahmen gefunden: Bei Prestige MTB waren die Wandstärken in der Tat 0,9 mm an den Enden bis 0,6 mm in der Mitte.

Wie willst du es diesbezüglich mit dem Stumpjumper nun halten? So wie das jetzt blitzt und glänzt, könnte ich mir gewisse Hemmungen vorstellen, damit über Stock und Stein, durch Matsch und/oder auf gut gesalzenen Straßen zu fahren.

Über Stock und Stein oder durch Matsch ist ja nicht so schlimm, das hat es ja bisher gut weggesteckt. Durch Streusalz werde ich keines meiner beiden Räder mehr bewegen, das ruiniert so ein Rad ganz schnell, wenn man nicht die Möglichkeit hat, es nach der Fahrt sofort mit Süßwasser komplett abzuspülen.

Ich werde es einfach nutzen, wenn ich Lust dazu habe – für längere Touren sicher nicht mehr, dafür ist die Lenkergeometrie einfach zu unbequem und der Rennlenker vom Gravelbike so viel bequemer. Aber für kürzere Touren mit Freundin und/oder Freunden werde ich es bestimmt das eine oder andere mal hervorholen. Es macht durchaus Spaß auf dem Teil zu fahren, die Sitzposition ist sehr sportlich und das Rad sehr, sehr agil, es reagiert schon auf kleinste Gewichtsverlagerungen. Bei hohen Geschwindigkeiten (> 40 km/h) fängt es aber auch langsam an zu flattern und unruhig zu werden, was vermutlich an den kleinen Rädern (26") und vermutlich auch am Nachlauf liegt. Mit dem Gravelbike mit 63 km/h die asphaltierte Abfahrt der Halde Hoheward herunter war nur vom Kopf her ein Problem, nicht vom Rad. :-) Mit dem Stumpjumper will man das nicht machen, aber dafür war es ja auch nicht konstruiert.

Als ich das Rad 1997 vor dem Fahrradhändler für eine kleine Probefahrt zum ersten Mal ausprobieren durfte, war ich auch gleich hin und weg: Sowas Sportliches und Hochwertiges bin ich bis dahin nicht gefahren, es hat mich gleich angefixt. Bis dahin kannte ich nur Kaufhaus- und Baumarkt-Fahrräder, aber das war eine andere Welt.

Letztendlich hänge ich an dem Teil, weil ich die ersten 10 Jahre nach dem Kauf praktisch meine ganze Mobilität damit abgedeckt habe, nicht unbedingt lange Strecken, aber viele Strecken und das 7 Tage die Woche. Von zu Hause zur Arbeit (ca. 5km) nach der Arbeit oft noch mit Kollegen in unsere Lieblingskneipe „Die Sonne“ in Herne, die es leider nicht mehr gibt (ca. 6 km), von dort nach Hause (4 km). Am Wochenende zu Freunden, mit Freunden irgendwo hin etc. Daher verbinde ich mit dem Rad auch viele schöne Erinnerungen, was mir einen Erhalt wert ist.

Übrigens, war der Specialized Stumpjumper das ersten Serien-Mountainbike der Welt, siehe hier https://www.bike-magazin.de/magazin/hintergruende/das-erste-serien-mtb-der-welt/
Mein 1997er war der letzte Wurzelspringer, der noch mit Stahlrahmen zu haben war.
Interessant ist die deutlich aggressivere Geometrie verglichen mit dem Original Stumpjumper von 1981.

Neben Stahl gab es gab auch schon einige Jahre vorher Versionen aus Ceramic Composite, das hat sich aber nie durchgesetzt und war nur ein weiterer Hype der 90er, wie auch die vielen bunt eloxierten Alu-Anbauteile :-D. Danach gab es den Stumpjumper nur noch aus Alu und heute Alu oder Carbon: https://www.specialized.com/de/de/shop/bikes/mountain-bikes/trail-bikes/stumpjumper/c/stumpjumper
Es sind funktionale vollgefederte Fahrräder, die aussehen wie Moto-Cross Motorräder, letztendlich Sportgeräte optimal für ihren Einsatzzweck, aber schön ist anders.

Als Liebhaber bleibe ich da bei meinem Schätzchen.

Wed, 02 Aug 2023 10:33:35 +0200

Wolfgang Strobl

ws01@diasp.org

Durch Streusalz werde ich keines meiner beiden Räder mehr bewegen, das ruiniert so ein Rad ganz schnell, wenn man nicht die Möglichkeit hat, es nach der Fahrt sofort mit Süßwasser komplett abzuspülen.

Wer hat die Möglichkeit schon? Die Temperaturen sind i.d.R. unter Null, wenn die Straßen gesalzen sind, man benötigte also mindestens einen beheizten, zugänglichen Waschkeller, der so etwas zulässt. Hatten wir nie.

Weil ich schon Anfang der Neunziger begonnnen hatte, rund ums Jahr mit dem Rad zur Arbeit zu fahren und gesalzene Wege gar nicht vermeidbar waren, hatte ich mich schon damals entschlossen, meine Fahrräder als Gebrauchsartikel zu behandeln, nicht als Schätzchen. Kosmetische Mängel traten da schnell in den Hintergrund, es galt, das Rad funktionsfähig zu halten, um überhaupt morgens zur Arbeit kommen zu können, egal wie das aussah. Natürlich tut es mir leid, dass das Peugeot auf dem Sperrmüll gelandet ist und der Panasonicrahmen oberflächlich so verrostet, dass es wehtut - von den sichtbar korrodierten Alukurbeln gar nicht zu sprechen.

Bzgl. meiner ersetzten Magura, das hatte zwei Gründe, a) eigene Dummheit bzw. die des Händlers, der von ihm montierte Bügel, der wie ein Brakebooster aussah, war nur ein Schmuckbügel und b) der Kolben auf der Klemmungsseite neigte seinerseits zum Klemmen, so dass der Bremsklotz auf der Seite schliff, mit den zu erwartenden Folgen. Und wie du richtig schreibst: der Bremszug vorne ist kurz genug und kann günstig verlegt werden. Unter dem Strich hat sie besser funktioniert als die Magura.

Aus deiner Restaurierung lässt sich ein Fazit ziehen, das durchaus verallgemeinerbar ist. Hochwertige Fahrräder, die einigermaßen konventionell aufgebaut, aber schon 15-30 Jahr alt sind, können eine interessante Basis für so eine Restaurierung sein, sofern der Rahmen noch intakt ist und nur einige der Komponenten verschlissen. Meist werden sie von ihren Besitzern aufgrund der Schäden für wenig Geld aufgegeben. Wenn ich mich hierzustadt umsehe, sieht man das Ergebnis meist in der Form von alten, aufgemöbelten Rennrädern herumfahren, häufig Studenten (und erstaunlich häufig: Studentinnen!), die mit ziemlichem Tempo von Vorlesung zu Vorlesung flitzen. Da kommt's dann weniger auf Aussehen und den letzten Schrei an Bremstechnik oder Übersetzung an, sondern mehr auf die geringen Kosten (bzw. das Verlustrisiko) und auf das geringe Gewicht. Aber man sieht auch Leute, die auf sorgsam im originalgetreuen Zustand erhaltenen Rennrädern herumfahren. Die sind dann aber meist nicht jung, sondern noch älter als ich. :-) Im Bereich der MTB ist's nach meinem Eindruck aber die Ausnahme, da sehe ich praktisch nur Baumarktschrott oder Zeugs, das "ist aus diesem Jahr und war teuer!" herausschreit. Aber vielleicht täusche ich mich auch, in dem Bereich der Geländefahrräder kenne ich mich überhaupt nicht aus.

Es sind funktionale vollgefederte Fahrräder, die aussehen wie Moto-Cross Motorräder, letztendlich Sportgeräte optimal für ihren Einsatzzweck, aber schön ist anders.

Jedenfalls hat sich seit dem "ersten serienmäßigen MTB" und heute einiges verändert.

(ohne Motor)

Bild/Foto

(mit Motor)

Dein Stumpjumper gefällt mir besser.