Nach 22 Uhr MESZ gab es in Recklinghausen eine kurze Phase mit abnehmender Bewölkung und der mehr als 30° hoch stehende Mond kam hervor. Er blieb dennoch hinter einer dicken Suppe aus Hochnebel und Dunst, die ihn merklich abgedunkelt und rötlich eingefärbt hatten. Das war in FireCapture sofort am Histogramm zu sehen, weil der Grünkanal schwächer(!) als der Rotkanal war und ich mit 23 ms Belichtungszeit bei 8 % Gain arbeiten musste. Weiterhin durchziehende Wolken machten eine sorgfältige Belichtungseinstellung unmöglich und die nicht perfekte Ausrichtung des Mondes ist auch dem kurzen Zeitfenster geschuldet. Zudem war der Apo noch nicht richtig ausgekühlt, so dass das Fokussieren auch schwierig war. Mit bloßem Auge waren die Mare nur andeutungsweise und stark verwaschen zu sehen. Alles in allem eine spontane Aktion bei schlechten Bedingungen, aber die Arbeitswoche beginnt morgen und dann ist keine Zeit mehr.
Ich habe den Summenstack aus Autostakkert!4 im RAW-Entwickler ART bearbeitet und dort mit dem Haze-Removal-Tool versucht, den Schleier etwas zu entfernen. Mit dem Weißabgleich tue ich mich noch etwas schwer. Gibt es auf dem Mond, möglichste nahe am Ostrand eine Formation, die ideal grau ist, so dass man sie als „Graukarte“ verwenden könnte? Oder hat jemand andere Tipps, wie man das Problem lösen kann? Mondaufnahmen in Farbe sind jedenfalls meiner Meinung nach definitiv ein Gewinn an Ästhetik und Information, gerade auch wenn man die Sättigung ein gutes Stück nach oben zieht, wie hier geschehen.
Was kann man alles sehen? Krater Proclus am westlichen Rand des Mare Crisium fällt durch seine hohe Albedo sofort auf. Ebenso die Region zwischen Krater Snellius und Furnerius, die bläulich-weiß strahlt und somit auch relativ jung sein müsste.
Krater Posidonius sieht bei diesem Sonnenstand sehr ungewöhnlich aus: Der Kraterrand ist ein durchgehend dunkler Ring während das Kraterinnere deutlich heller als die Umgebung ist – irgendwie unheimlich.
Wegen der aktuellen Libration kann man östlich vom Mare Crisium sehr schön das Mare Marginis und südlich davon das Mare Smythii sehen. Auf 1 Uhr sieht man am nördlichen Rand das Mare Humboldtianum und am südlichen Rand, auf ca. 5 Uhr, die nördlichen Ausläufer des Mare Australe mit dem Krater Lyot. Schon wegen der Libration hat es sich gelohnt, das Geraffel mal schnell auf die Loggia zu stellen, wie ich finde.
Hardware: TS-Optics Photoline 80 mm f/6 FPL53 Triplet-Apo · ToupTek G3M178C
Software:
FireCapture ·
AutoStakkert!4 ·
ART#
moon #
astronomy