Heute mal ein „kleiner Erfahrungsbericht“ zu NordVPN.
Mein Testsystem:
PC: Garuda Linux (Arch Linux) mit Kabel am GBit Kabel-Anschluss von Vodafone (ehemals Unitymedia).
Mobiltelefon: Oneplus 7 Pro mit LineageOS for MicroG (ohne GApps aber mit MicroG).
Zuerst zum PC:
Anders als für Windows steht für Linux nur ein CLI-Client zur Verfügung. Arch Linux wird von NordVPN nicht direkt unterstützt. Man kann aber den Client aus dem AUR installieren, der letztlich das von NordVPN bereitgestellte Debian-Paket installiert.
Eine ausführliche Anleitung wie man das installiert und startet, findet sich im Arch-Wiki. Die will ich hier an dieser Stelle auch nicht wiedergeben. Zudem hat auch NordVPN eine Seite für die CLI-Befehle.
https://wiki.archlinux.org/title/NordVPN https://support.nordvpn.com/Connectivity/Linux/1325531132/Installing-and-using-NordVPN-on-Debian-Ubuntu-Raspberry-Pi-Elementary-OS-and-Linux-Mint.htmIch betreibe hier NordVPN mit dem Killswitch, welcher die integrierte Firewall erfordert. Wer bisher wie ich ufw als Firewall einsetzte, muss beachten, dass die dann zusätzlich läuft. (Das verkompliziert ein wenig die Fehlersuche, wenn man Dienste lokal nicht erreicht.)
Zur Verbindungsgeschwindigkeit:
Betreibt man NordVPN mit OpenVPN, ist die Verbindung (gemessen mit
http://www.speedtest.net/) auf allen probierten Servern frustrierend langsam. Mehr als 200 Mbit habe ich nirgends bekommen.
Stellt man das Protokoll auf NordLynx (das ist deren Wireguard-Umsetzung) um, sieht das gleich ganz anders aus: Da bekomme ich gemessene 800 MBit auf fast allen getesteten Servern in Deutschland, Niederlande, Schweiz und Schweden. Selbst bei den Double-Hop-Servern bekomme ich meist noch über 650-700 MBit. Das ist IMHO ein sehr guter Wert.
Was „etwas blöd“ ist, ist das NordVPN keine Möglichkeit zum Port Forwarding bietet. Torrent läuft zwar aber nicht so richtig gut, wie ich es von meinem vorherigen VPN-Provider gewohnt war. Insgesamt geht das aber noch als „gerade noch zufriedenstellend“ durch.
Will man das VPN mal nicht nutzen, reicht es nicht, sich einfach nur mit „nordvpn d“ bzw. „nordvpn disconnect“ vom Server zu trennen. Der Killswitch verhindert dann den Netzzugriff. (Der macht also genau das, was er soll!).
Man kann den Killswitch deaktivieren oder (was ich sinnvoller finde, weil man das Einschalten dann nicht vergisst!) den Dienst beenden. Wenn man wieder VPN will, kann man den halt wieder starten.
Da zahlreiche Internetseiten VPNs im Allgemeinen nicht mögen und Cloudflare davor haben (womit sie eigentlich recht deutlich machen, dass man auf sie verzichten sollte...) ist es am einfachsten, wenn man im LAN noch einen NAS oder Raspberry hat, auf dem man einen SOCKS5 Proxy (z. B. Dante) laufen hat. Dann kann man leicht für einzelne Seiten das VPN umgehen, wenn man Addons wie SmartProxy (
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/smartproxy/) nutzt.
Das gilt aber für ALLE VPN, nicht nur für NordVPN.
So weit, so gut.
Negativ sind mir drei Sachen aufgefallen:
Zum einen hat man praktisch keine grafische Anzeige, zu welchem Server man verbunden ist. Gut, man kann das mit mehreren Klicks im Network Manager sehen, aber das ist umständlich. Es fehlt halt eine GUI. Es gibt zwar für KDE Plasma Miniprogramme, die diese Funktion bieten, aber eigentlich wäre das die Aufgabe des Anbieters. Immerhin gibt es hier einen Workaround. (Gnome habe ich nicht getestet; ich mag kein Gnome.)
Eine Zweite Sache war, dass der Client plötzlich zuvor genutzte Server oder auch ganze Länder nicht mehr gefunden hat. Das kam durchaus mehrfach vor. Seit dem letzten Update habe ich es jedoch nicht mehr beobachtet. Geholfen hat da jeweils nur eine Neuinstallation des Programms. Also: Dienst stoppen, das Programm runterschmeißen, neu installieren, Dienst starten.
Alle anderen Probleme ließen sich in der Regel mit einem einfachen „sudo systemctl restart nordvpnd“ lösen. Auch dafür ist die Notwendigkeit seit dem letzten Update seltener geworden.
Bei der Gelegenheit möchte ich einmal den Support von NordVPN loben. (Ich habe mit denen auf Englisch gechattet und Deutsch gar nicht erst versucht.)
Die Support-Qualität ist auf angenehm kompetentem Niveau: Man bekommt im Chat schnell jemanden, es wurde tatsächlich die längere Problembeschreibung gelesen, es wurde korrekt „weiterverbunden“, der zweite Supporter hatte auch erst mal gelesen. Kein unnützes: „Machen sie diesen Bullshit hier, den wir in unserem Support-Script für Idiotenkunden vorgeschrieben haben“, sondern nur tatsächlich sinnvolle und zielführende Fragen und Anweisungen (tuts das CLI Tool grundsätzlich, logfile vom Dienst bitte → Lösungsvorschlag, der funktionierte).
Die dritte negative Sache war ein Problem mit der DNS-Auflösung.
Nach einem zurück gerolltem BTRFS-Snapshot hatte ich kein Netz mehr. Das Problem war definitiv die DNS-Auflösung. (Ping auf IP-Adressen funktionierte.) NordVPN wegmachen half nichts. Auch nicht wieder hinmachen oder ein Neustart etc.
Wie auch immer - das Netzproblem war letztlich: Der Netzwerkmanager konnte /etc/resolv.conf nicht überschreiben.
/etc/resolv.conf ist die Datei, in der steht, welche DNS-Server verwendet werden. Die war dann aber auch als root weder editierbar noch löschbar noch umbenennbar.
Letztlich stellte sich raus, dass NordVPN die Datei auf „immutable“ gesetzt hat. (Die Lösung habe ich hier gefunden:
https://support.tools/post/fix-stuck-resolv-conf/)
❯ lsattr /etc/resolv.conf
----i----------------- /etc/resolv.conf
Das ergibt natürlich Sinn, wenn man einen Killswitch haben will und verhindern will, dass irgendein anderer Dienst (wie der NetworkManager) da etwas dran ändert. Sonst würde der Killswitch ja nicht funktionieren. Der Witz war dann nur, dass NordVPN offenbar nach dem Rollback des Dateisystems da auch selbst nicht mehr dran dufte - und dann nicht mehr korrekt startet. Schon schräg – und vor allem hat es gut 2 Stunden gedauert, das Problem zu lösen...
Nun gut - "sudo chattr -i /etc/resolv.conf" hat das Problem beseitigt, einmal die Netzverbindung aus und wieder eingestellt und alles ging wieder. NordVPN neu installiert und es lief alles wieder.
Im Vergleich dazu mal zur Android-Version auf dem Ansohrhalteding:
Die App wurde direkt von deren Seite geladen. Die GUI der App ist sehr verständlich und gut bedienbar. Bevorzugte Server kann man direkt auf dem Home Screen legen und schnell aktivieren.
Aufpassen muss man, wenn man AFWall+ nutzt: Die VPN-Einstellungen müssen aktiviert werden und auch dort muss man die Optionen so setzen, dass nur die Apps ins Netz dürfen, die sollen ;).
Ansonsten gibt es für mich dazu nicht viel zu sagen.
Eine vierte Sache, von der ich sehr wenig begeistert bin: Das Opt Out für deren „Nachrichten-E-Mails“. Die Empfehlungen auf ihren Blogseiten reichen von Interessant („wusste ich tatsächlich noch nicht“) über Nutzlos bis schädlich („Schlangelöl hilft!“). Kann man sich geben, muss man aber nicht. Immerhin ist der opt out einfach. Da die sich aber konkret an den europäischen Markt richten hat das eigentlich ein Opt-In zu sein!
@
Dagaz