Eine der großen Fragen, mit denen ich mein Studium der Theologiebegann, lautete: Wie kommt es, daß Christen, denen Jesus die völ-lige Gewaltlosigkeit vorlebte und die Liebe in das Zentrum seinerBotschaft stellte, nicht klarer gegen das immer erschreckendereWettrüsten Stellung beziehen?
Im vierten Jahrhundert kam es zu einer Rollenteilung: Die Möncheverstanden sich als ‚geistliche Soldaten Christi‘, die den ‚Kampf mitdem Bösen‘ aufnahmen und die Ideale fortführten, wogegen für dieMasse der Christen unter bestimmten Bedingungen (‚gerechterKrieg‘) die Teilnahme am Kriegsdienst erlaubt und das Tötungsver-bot für den staatlichen Bereich aufgehoben wurde.Ein Relikt dieser Rollenteilung ist bis heute die Regelung, daßder Klerus vom Kriegsdienst befreit ist.