Seit Montag fahre ich Mangels Winterreifen und dem allgemeinem Straßenchaos mit dem Rad zur Arbeit. Bei der Menge an Schnee und den wechselnden Untergrundbedingungen war das – euphemistisch gesagt – anspruchsvoll. Insbesondere Montag habe ich für die 11km nicht wie üblich die knappe halbe Stunde, sondern 1h15m gebraucht. Immerhin schneller als so manche Kollegen mit dem Auto, die für 11km teilweise 1h30m brauchten. Mit war schon klar, dass ich mit dem Rad zwar langsam aber stetig vorwärtskommen würde. So war es dann auch. Die nächtliche Rückfahrt von Montag auf Dienstag war zwar von den Temperaturen mit –12°C noch nicht der Tiefstpunkt, aber „normale“ Fahrradwinterhandschuhe kamen da an die Grenze. Dazu noch kalter Nord-Ost-Wind und die erzwungene langsame Fahrweise, wo der Körper nicht auf die übliche Betriebstemperatur kam, forderten ihren Tribut. Ich brauchte auch relativ lange, um mein Fahrrad von Schlössern, Abdeckungen, zu befreien, Akkulampen, Tacho etc. zu befestigen und alles im Rucksack zu verstauen. Natürlich ohne Handschuhe. Nach 200m Fahrt beschlug dann die Fahrradbrille dermaßen, dass ich nochmals anhalten musste, um die Brille im Rucksack zu verstauen. Wieder ohne Handschuhe. Und da waren die Finger schon dermaßen kalt, dass sie auch unter den Handschuhe nicht mehr warm wurden. Zu Hause angekommen, war ich wirklich gut durchgefroren.
Am nächsten Tag hatte ich aber meine Lehren daraus gezogen. Ein zusätzliches Unterhemd und die guten alten Bundeswehr-Fäustlinge sowie das Weglassen „unnötiger“ Schlaufenkabel, um die Laufräder am Rad zu sichern, waren ein Teil der Lösung. Zudem war der parallel zur Hauptstraße zwischen Herne und Recklinghausen geführte Radweg größtenteils komplett geräumt und trocken. Schlimm waren da immer noch die Straßen: Halb freigefahrene Spurrinnen mit punktueller Eisbildung am Grund und darüber ein Schnee-Salz-Sulz, der auch bei den vorherrschenden –16°C nicht mehr komplett fror, waren ein Alptraum. Nebenstraßen, wo kein Salz gestreut wurde, waren deutlich angenehmer zu fahren. Ich kam jedenfalls ohne größere Schwierigkeiten in 55 Minuten nach Hause. Keine kalten Finger und auch sonst nicht wesentlich gefroren.
Wie kalt –16°C wirklich waren, habe ich erst zuhause bemerkt, als ich in normaler Kleidung das Essen vom Balkon reinholte. :D