Als Sänger der Band "Jessica“ gehörte Tino Eisbrenner zur letzten Generation von Stars in der DDR. Jetzt setzt sich der Musiker aktiv für Frieden mit Russland ein. RT Deutsch sprach mit ihm auf Eisbrenners Vier Winde Hof in Mecklenburg über die Wende und deren Folgen.
Nach dem Wegfall der Systemkonkurrenz sei auch in der BRD der Sozialstaat deutlich zurückgegangen. Das einzige gesellschaftliche Angebot, das das heutige System den Bürgern allseits präsentiert, sei nur der Grundsatz: "Du musst Geld verdienen." Das Bankkonto sei zum Maß aller Dinge geworden.Tino Eisbrenner im Gespräch mit dem RT Redakteur Wladislaw Sankin am 14. September auf seinem Vier Winde Hof in Mecklenburg.Mehr lesen:Der Ost-Star Tino Eisbrenner zum Mauerfall: Eine friedliche Revolution wäre heute nicht möglichDDR und "kulturelle" RevolutionHierin besteht für ihn der zentrale Gegensatz. Er betont, dass es im Sozialismus um die Gemeinschaft und ums Menschsein geht. Als ich ihn fragte, warum "eine sowjetische Atmosphäre", die er während seiner Russland-Reisen immer wieder spürt, "kulturorientiert" sei, holt der Sänger zu einem 15-minütigen Redebeitrag aus, den ich nicht unterbreche. In den 40 Jahren der DDR und 70 Jahren in Russland wurde in der Menschheitsgeschichte die Frage gestellt, ob man eigentlich fürs Geldkonto lebt. Da die staatliche Vorsorge Grundbedürfnisse in Sachen Job, Medizin und Wohnung abgedeckt habe, gingen Menschen auf die Insel "Kultur", die ebenso staatlich subventioniert worden sei. Da konnten sie Lebenspoesie schöpfen, um später wieder in den Alltag einzutauchen. Die Bildung sei dabei ganzheitlich organisiert gewesen und habe die Zersplitterung der Gesellschaft in Subkulturen verhindert: