Gendersternchen

Milky Way, Sat, 16 Feb 2019 08:14:47 +0100 last edited: Tue, 19 Feb 2019 20:00:42 +0100

Haben Sprachwissenschaftler*innen - oder wer auch immer das Dingens einführen durfte - eigentlich mal darüber nachgedacht, was das Gendersternchen * auf sozialen Medien anrichtet, die "schöner Posten" mit Markdown realisieren?

#gender #gendergap #gendersternchen #queer #divers #unbestimmt #non-binär

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Tanja

Sat, 16 Feb 2019 08:33:03 +0100

\* 😉

Olaf Wendt (Hz)

Sat, 16 Feb 2019 12:01:43 +0100

Normalnutzer: "Hä?"
Geek: "Du musst nur das Escape-Zeichen ("\\") davor setzen!"
Normalnutzer: "Äh, wie bitte?"
Geek: "Ja, den Backslash."
Normalnutzer: "Du, das klappt nicht!??"
Geek: "Ja warum denn nicht?"
Normalnutzer: "Ha, immer wenn ich die Escape Taste drücke, dann fragt der mich, ob ich den Kommentar verwerfen will..?"

Oh, Mist, Gendersternchen vergessen. Nochmal von vorn:

Normalnutzerin: "Hä?"
Geekin: "Du musst nur das Escape-Zeichen ("\\") davor setzen!"
Normalnutzerin: "Äh, wie bitte?"
Geekin: "Ja, den Backslash."
Normalnutzerin: "Du, das klappt nicht!??"
Geekin: "Ja warum denn nicht?"
Normalnutzerin: "Ha, immer wenn ich die Escape Taste drücke, dann fragt der mich, ob ich den Kommentar verwerfen will..?"
Geekin: "Hmpf... Neyyin, Du sollst VOR das Gendersternchen einen BACKSLASH tippen! NICHT die ESCAPE-Taste drücken!!!"
Normalnutzerin: "??? - Ey, entspann Dich! Ich muss nicht so viel Ahnung haben wie Du, deshalb frag ich Dich doch! Wie geht das, Backflash?"
Geekin: "Den BackSLASH bekommst Du mit ALTGR und ß..."

...Minuten vergehen. Nichts rührt sich im Chat...

Normalnutzerin: "Du, ich habe kein ALTGR... Was soll ich machen?"
Geekin _{(denkt bei sich: 'Aus dem Fenster springen!', schreibt aber)}: "Sag mal, hast Du einen Mac?"
Normalnutzerin: "Ja, das neueste MacBook Air - wow, dieser Bildschirm, und ganz flach. Und so leicht! Normalerweise funktioniert einfach alles out of the box, aber das hier..."
Geekin: "Ja ja, schon gut! Okay, probier's mal mit ALT + SHIFT + 7"

...weitere Minuten verstreichen. Der Chat-Status von Normalnutzerin wechselt zu "beschäftigt"...
...doch schließlich wieder zu "online"...

Normalnutzerin: "Ich glaub ich hab's jetzt raus . Da bricht man sich fast die Finger! Und irgendetwas klappt immer noch nicht. Guck mal den Screenshot an, sieht aus..."

[Screenshot]

...Mitarbeiter\\innen konnten sich mit ihren Ideen...

[/Screenshot]

Geekin: "Da ist ein Backslash zu viel..."
Normalbenutzerin: "Aber Du hast doch gesagt:

[Zitat-Screenshot]

Du musst nur das Escape-Zeichen ("\\") davor setzen!

[/Zitat-Screenshot]

...und genau das hab ich gemacht!"

Geekin: "Ah, ich wusste nicht, dass das so bei Dir ankommt. Ich muss hier manchmal Sonderzeichen escapen, damit sie korrekt dargestellt werden und keinen Code ausführen. Da habe ich praktisch das Escape-Zeichen 'escaped'".
Normalnutzerin: " Sag mal, was verlangst Du eigentlich von mir: Escape-Zeichen, die kein Escape-Zeichen sonder ein Backslash sind, mal doppelt, mal gemoppelt, da soll ein Mensch durchblicken!?!   "
Geekin: "Sorry, das hat mit RegEx zu tun. Kennst Du Vim, oder hast Du schonmal in der CLI gearbeitet?"
Normalnutzerin: "HÄ   "
Geekin: "...womit wir wieder am Beginn unserer Unterhaltung wären. : "
Normalnutzerin: "Also, WAS soll ich jetzt schreiben?"
Geekin: "...Mitarbeiter\*innen konnten sich mit ihren Ideen..."
Normalnutzerin: "Warum ist das jetzt rosa auf gelbem Grund, und in so einer komischen Schrift?"
Geekin: "Ehm, rosa?? Also bei mir kommt das schwarz auf grau. Egal. Ist ein Code-Block, damit es bei Dir 1:1 ankommt. Naja, bis auf die Farben..."
Normalnutzerin: "Ich frag gar nicht erst... "
Geekin: "Besser so! "
Normalnutzerin: "Jetzt hab ich's glaub ich raus!"

[Screenshot]

...Mitarbeiter*innen konnten sich mit ihren Ideen...

[/Screenshot]

Geek*in: " $\o/$ $\o/$ "
Normalnutzer*in: " OMG, das war 'ne Geburt, Danke!!!   "

Eine Woche später...

Normalnutzer*in: "You there?"
Geek*in _{(denkt bei sich 'Oh nein, bitte nicht schon wieder!', schreibt aber)}: "Was gibt's"
Normalnutzer*in: "Also dieses Markdown ist gar nicht so übel, wie ich neulich noch dachte. Ich schreib jetzt viel schöner. Code-Blöcke kann ich jetzt sogar auch!

Aber auf dieser anderen Plattform ist was total komisch. Guck mal, wenn ich schreibe:
Das Wort *fett* soll *fett* sein
kommt das bei raus:

[Screenshot]

Das Wort fett soll fett sein

[/Screenshot]

Hast Du ne Erklärung?"
Geek*in Nerd*in: "Dann macht Deine Plattform fett nur mit doppelten Sternchen, sieh mal in der Dokumentation nach."
Normalnutzer*in: "Boah, langsam geht mir das... Mal so, mal so, wer lässt sich bloß diesen Krampf einfallen? Und immer muss man alles nachlesen!!! Also ehrlich, ist doch "

not to be continued (Nerd*in ist aus dem Kellerfenster gehüpft)

_{Jetzt bin ich mal echt gespannt, wie das föderiert..!} #SomePlatformsMayFreakOutAboutTheseStyles

Tanja

Sat, 16 Feb 2019 15:25:47 +0100

Dabei gehst du jetzt natürlich davon aus, dass in Netzwerken oder ähnlichen Diensten, wo mit Markdown formatiert sind, Normalnutzer unterwegs sind

Olaf Wendt (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 00:14:57 +0100

Ich sag nur Pluspora.

Hanno (Cloudwatcher) Gardemann (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 00:25:43 +0100

Normalnutzer:innen.

Olaf Wendt (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 00:35:30 +0100

Dann schon bitte Binnen-I. Denn Doppelpunkt haben die Autorinnen *) diesen Aufsatzes nicht im Programm, und da ist immerhin Frau Wizorek dabei: https://www.duden.de/presse/Gendern-Gleichberechtigung-der-Sprache-Ein-Fuer-und-ein-Wider

*) Wenn's dann wirklich mal nur Frauen sind, die geschrieben haben, muss man mittlerweile schon 2x hinsehen, weil man AutorInnen erwartet hätte.

Hanno (Cloudwatcher) Gardemann (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 00:47:18 +0100

Ich habs heute auch zum ersten Mal bewusst gesehen und musste es direkt anbringen.
(-;

Olaf Wendt (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 01:04:41 +0100

Hoffentlich ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen. Vorgenannte Frau Wizorek verwendet auf https://kleinerdrei.org/ den Unterstrich. Das ist keinen Deut besser, wenn sogar WhatsApp den Unterstrich benutzt, um _kursiv_ zu formatieren.

Disclaimer: Ich will hiermit keinesfalls behaupten, dass uns WhatsApp und Konsorten auch noch die Sprache diktieren sollte, nur damit keine Missverständnisse entstehen.

Soweit ich mitbekommen habe, ist das Sternchen ganz weit vorne dabei im Rennen um die Lösung eines Problems, das eigentlich ganz woanders liegt. Quasi-Standard sozusagen. Witzig nur, dass noch nicht einmal der Duden das Wort "Gendersternchen" im offiziellen Repertoire hat. Vielmehr soll damit Geld verdient werden. Man wird (ähm: Man*in wird? Man/Frau wird? Du wirst?) direkt auf die Shopseite https://www.duden.de/suchen/shop/gendersternchen weitergeleitet.

Tanja

Sun, 17 Feb 2019 08:14:54 +0100

Ich sag nur Pluspora.

Ach ja. Da war doch noch was. Das habe ich irgendwie verdrängt

Seit ich die diaspora* app (ach, BBCode ist was schönes

) deinstalliert habe, bekomme ich nicht mehr mit, was da so los ist...

Olaf Wendt (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 08:37:29 +0100

bekomme ich nicht mehr mit, was da so los ist...

Das kann sehr erfrischend sein, erfordert im ersten Schritt halt Lossagung von FOMO. Ich erlebe es seit drei Monaten mit Fernsehen. Kein TV = Lebensqualität³

Tanja

Sun, 17 Feb 2019 09:40:36 +0100

Mein Fernseher steht schon seit Jahren auf dem Dachboden

Und mein Social-Media-Leben hat sich enorm verbessert, seit ich D* hier deaktiviert und - weil ich schon mal dabei war - mein Pod vom Netz genommen habe.

Hanno (Cloudwatcher) Gardemann (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 12:09:17 +0100

Ich könnte so viel Lebensqualität ja gar nicht aushalten!
Bin (noch) auf G+ unterwegs, auf Twitter, Diaspora*, Hubzilla, gucke permanent TV (momentan den Presseclub via Phoenix), hab nen Zattoo, Eurosport und Amazon Prime Account, am Vormittag läuft WDR5 und ich bin rundum zufrieden mit mir.
Würde sich meine Lebensqualität noch weiter erhöhen, würde ich platzen oder eventuell (beware!) sogar noch selbstzufriedener werden!
((-;

Olaf Wendt (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 14:06:21 +0100

Man gewöhnt sich an fast alles, Hanno. Bei aller Satire, es ist was Wahres dran:

und ich bin rundum zufrieden mit mir.

Ist das nicht das Entscheidende, worauf es letztlich ankommt?

Würde Dich etwas davon stören, flöge mindestens eins davon raus. Mich hat TV gestört, also war es höchste Zeit fürs Entsorgen. Seither bin ich ein klein wenig zufriedener mit mir. Und weil ich in der Folge mehr Zeit für Andere(s) gewinne, ist das noch nicht einmal egoistisch.

Zur Vervollkommnung der Selbstzufriedenheit empfehle ich einfach mal ins Blaue ein Produkt aus der Kategorie "Heimassistenzgerät mit Sprachbedienung und -rückmeldung" - heute bestellt, mit erwähntem Prime morgen da.

Gehe ich das nächste Mal auf die Produktseite, sehe ich dann: "Kund*innen bestellten auch: ... Aluhüte für Katzen, um den Elektrosmog besser zu überstehen..."

Hanno (Cloudwatcher) Gardemann (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 22:04:27 +0100 last edited: Tue, 19 Feb 2019 10:07:51 +0100

@Olaf Wendt (Hz)
Ich hab bei PC, Tablet und Smartphone (ohne Alexa, Siri, Cortana und sonstiges Gelichter) aufgehört.
IoT und Heimautomation kommt uns nicht in die Bude. Ich kann noch die Heizkörper per Hand regulieren und die Lichtschalter und abschaltbaren Steckdosen finde ich auch noch manuell.
Gerade höre ich übrigens Anne Will und schreibe im Zwischennetz.
Und ganz ohne Aluhut.
Tja ...

Olaf Wendt (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 22:20:08 +0100

Da bin ich aber froh, und im Stillen habe ich schon die richtige Einschätzung gehabt - wo kämen wir da auch hin, Katzen mit Aluhut!

Wenn ich morgens Straßenbahn auf einer typischen Uni-Strecke fahre, gibt es im Wesentlichen (und nur ein wenig überspitzt) vier Gruppen von StudentInnen:
+ Die einen sprechen mit WhatsApp (Telefonieren wäre billiger und ginge schneller, aber was soll's)
+ Die nächsten erzählen sich Horrorgeschichten über Alexa und Konsorten (welche sich vor allem die Eltern angeschafft haben, wenn ich es richtig raushöre)
+ Gruppe Nr. 3 gibt noch kaum Lebenszeichen von sich, weil sie noch schläft
+ Die vierte und bei weitem kleinste Gruppe sitzt da, beobachtet 1 bis 3 und grinst sich einen. Das ist dann was für mich

Hanno (Cloudwatcher) Gardemann (Hz)

Sun, 17 Feb 2019 22:29:20 +0100

Früher(tm) hat man sich die Bildzeitung und den StadtAnzeiger um die Ohren gehauen. Heute liest man via Smartphone.
Enormer Platzgewinn!

hEARt PhoniX

Mon, 18 Feb 2019 00:43:15 +0100

@Hanno Gardemann hz
Ich finde dieses Bild nach wie vor einfach toll.

Vor Jahren ging ich nie ohne zwei, drei Bücher im Rucksack, möglicherweise noch ein paar CDs und Kassetten, dazugehörige Abspielgeräte und ein Radio aus dem Haus. Auf Reisen mußte ich ein, zwei Taschen für Bücher, CDs, Kassetten einplanen (und durch die Gegend schleifen).
Heute habe ich eine kleine Bibliothek plus Mediathek in der Hosentasche, das selbe Gerät ersetzt Diskman, Walkman, Radio. Zusätzlich kann ich mich oft nach Hause verbinden zur spontanen Lückenfüllung.
OK, das Handy schlage ich selten jmd. um die Ohren, auch wickel ich selten Müll oder andere Sachen darin ein. Aber das ist dann halt die Challenge, der es sich zu stellen gilt. Die Lösung läßt sich erstaunlicherweise immer noch dem Briefkasten entnehmen. (Oder der Werbemüllkiste darunter.)

Olaf Wendt (Hz)

Mon, 18 Feb 2019 00:52:27 +0100

Jetzt ist mir das Thema "Gender*chen" endgültig entglitten, rettungslos (nicht das erste Mal hier im Fediverse) Doch Eure Beiträge sind klasse!

Super, das Foto, @h.ear.t - im Vergleich verliert auch eine Zusatzausstattung aus Drahtlostastatur und Handyständer ihren Schrecken. Und statt Fisch ins Smartphone einwickeln zu wollen, bestellt man/frau diesen einfach beim 24/7/365 Online Supermarkt und lässt nach Hause liefern. Es lebe der Fortschritt! $\o/$

hEARt PhoniX

Mon, 18 Feb 2019 02:32:25 +0100 last edited: Mon, 18 Feb 2019 02:39:41 +0100

LoL
Yep, habe auch gezögert, aber Unterhaltungen im real life meandern ja auch oft von einem Thema zum andern.
Aber du hast gerade wieder das Wort "man" maskulin gegendert. Es ist ja phonetisch identisch, aber dennoch ja von der Bedeutung und Ethymologie nicht gleichzusetzen mit dem Wort Mann.

Herkunft:
von mittelhochdeutsch und althochdeutsch man = irgendeiner, jeder beliebige (Mensch).

https://de.m.wiktionary.org/wiki/man

Im Englischen ist beides noch extremer verzahnt, "man" as a male und "man" as Menschheit.

Daher empfinde ich eigentlich die Verwendung von man im o.g. Sinne von Alle durchaus adäquat. Versuche es aber dennoch zu meiden, auf Grund eben der Eigenschaft als phonetische Dublette.

Ich bin aber auch vom Englischen verbogen, dort ist "teacher" nunmal geschlechtsneutral, muß mir immer wieder bewust machen, daß das im Dt. nicht so ist. Und ich mag es nicht. Das aktuelle * finde ich eigentlich OK, wenn auch nicht ganz glücklich. Ich tendiere lieber zB statt "Sehr geehrte Damen und Herren" zu "Moin Leute", das inkludiert alle, auch non-binary etc. Und zwar ohne sich die Finger, das Hirn oder eine Syntax zu verbiegen.

Tanja

Mon, 18 Feb 2019 08:35:10 +0100 last edited: Mon, 18 Feb 2019 08:45:21 +0100

Also ganz ehrlich, ich bin davon eher genervt. Es ist umständlich und macht Texte unleserlicher.

Ganz davon abgesehen ist es auch nichts als eine hohle Geste, wenn sich nicht tatsächlich was ändert. Mich würde zum Beispiel mal interessieren, ob die Zeitungen, die darauf pochen, auch tatsächlich ihren weiblichen Angestellten (da kann man übrigens kein Gendersternchen dran hängen) für gleiche Arbeit gleiches Gehalt zahlen. Werden wir aber nicht rausfinden, da über Gehälter nicht gesprochen wird. Mal ganz zu schweigen von den ganzen Politikern, die auf geschlechtsneutraler Sprache pochen, gleichzeitig aber wichtigen Dingen der Gleichberechtigung - einfacher Zugang zur Verhütung, Schwangerschaftsabbruch, Ehe für alle, Lohngleichheit - ablehnend gegenüber stehen.

Ich denke, man kann alles übertreiben. Es hat mich noch nie gestört, wenn von "Fotografen" im Plural gesprochen wird und ich dazu gerechnet werde. "Mensch" ist übrigens auch grammatisch maskulin, trotzdem bin ich einer. Statt echter Veränderungen sehen wir Dinge wie kürzlich in der Zeit, wo von "weiblichen Dachdeckerinnen" die Rede war. Da fällt mir echt nichts mehr zu ein.

Tanja

Mon, 18 Feb 2019 08:44:18 +0100

Außerdem verwirrt es nur Normalbürger

Hanno (Cloudwatcher) Gardemann (Hz)

Mon, 18 Feb 2019 10:52:35 +0100

Ganz ehrlich?
Ich nutze all diese ... Korrektheiten wahllos durcheinander oder auch nicht und innerlich belustigt.
Ich habe meine damalige Freundin Anfang der Siebziger auf §218 Demos begleitet, im Studium und meinen zig Jobs mit und unter Frauen gearbeitet, meine Ausbilderin geheiratet und mache jetzt (auch als Rentner) schon jahrelang den Hausmann (weil sie tüchtiger im Job war und wesentlich mehr verdient hat als ich).
Nur die Wäsche aufhängen darf ich nicht!
Angeblich mache ich das nicht ordentlich genug!
... äähem, was wollte ich noch mal sagen?

Olaf Wendt (Hz)

Mon, 18 Feb 2019 15:47:36 +0100

Weiah, das wird länger, Leute!

Ich hole derzeit offline Anlauf für einen etwas längeren Kommentar. Mir steht der Sinn danach, das muss raus. Bis heute Abend irgendwann.

hEARt PhoniX

Mon, 18 Feb 2019 16:19:11 +0100

@Tanja
Der Katze sucht die Kater für schnurrige Schäfer*innenstündchen.

Olaf Wendt (Hz)

Tue, 19 Feb 2019 03:59:42 +0100 last edited: Tue, 19 Feb 2019 19:26:25 +0100

Und jetzt auch noch Cat Content unter meinem Beitrag, mir bleibt wohl nichts erspart! Na wartet, meine Rache ist über 90 Zeilen lang, im Vollbild-Texteditor..!

Los geht's:

@h.ear.t

du hast gerade wieder das Wort "man" maskulin gegendert.

Naja, viel mehr als

bestellt man/frau diesen einfach

wusste ich aus dem Satz nicht herauszugendern (wohlbemerkt: kein nachträgliches Edit!)

"man" as a male und "man" as Menschheit.

- Herrliches Denglisch! ... oder sollte ich schreiben: "Herr/Frau/liches Denglisch"?

Wo fängt man an, wo hört man auf? Ich bin da völlig bei @Tanja :

Es ist umständlich und macht Texte unleserlicher.

In einem früheren Beitrag, der leider bei dspr.io verloren ging, hatte ich bereits darüber nachgedacht, lieber auf Formatierungen zu verzichten, um ein besseres Föderieren zu ermöglichen. Die Aussage war sinngemäß:

Man stelle sich vor [gender-neutralisiert aber wegen der Du-Form n.m.E. je nach Zielgruppe anbiedernd: "Stellt Euch vor"], die Musketiere von Dumas würden bei jedem Gelage mit ergänzenden oder Emojis "bereichert" - kein Mensch ["niemand"] würde ihn heute zur Top-Riege der Literaten [LiteratInnen] zählen.

Nun gut, dieser Beitrag und ganz speziell mein Kommentar mit dem Chatverlauf ist jetzt nicht gerade die optimale Umsetzung meiner selbst auferlegten Formatierungszurückhaltung. Das war eher ein technisches Experiment.

Ich schreibe gerne über Dinge, von denen ich glaube, Ahnung zu haben. Ahnung im Sinne von: Ott/o/illie NormalbürgerIn hat nicht nur per Zufall davon gehört, sondern sich auch aus verschiedenen Quellen zum Thema informiert. Bei der Durchsicht so einiger Beiträge, die ich im Netz zum Thema fand, habe ich mir über die Zeit eine Meinung gebildet. Wie man anhand dieses und anderer Beiträge sehen kann, ist Schreiben auch eines meiner Steckenpferde.

Zeit für ein tl;dr - Ich habe Bravo geklatscht, als ich von @Tanja las:

Ganz davon abgesehen ist es auch nichts als eine hohle Geste, wenn sich nicht tatsächlich was ändert.

Und zwar deshalb, weil aus der Gundintention mittlerweile etwas wurde, was viele Sachverhalte im Umgang mit der deutschen Sprache nicht nur verkompliziert, sondern sogar zum Gegenteil verkehrt. Und das empfinde ich nicht nur, das ist belegbar.

Zur Vereinfachung beschränke ich mich auf wenige Quellen, die zugegebenermaßen eher als populär denn als wissenschaftlich gelten. Es geht ja um Adaption und Umsetzung in der breiten Masse, so hoffe ich, dieser Trivialansatz werde mir verziehen.

= Ursprünge =
Im Fediverse sind die Quoten anders (finde ich okay!), doch fragt bitte mal im "Normalo-"Umfeld nach, was queer bedeutet, welchen Ursprung es hat.

Aus dem Online Duden ( https://www.duden.de/suchen/dudenonline/queer):

englisch queer = sonderbar, merkwürdig; andersartig, weitere Herkunft ungeklärt (vielleicht aus dem späten Mittelniederdeutschen und verwandt mit quer); die Bedeutung „homosexuell“ stammt aus dem Amerikanischen der 20er-Jahre des 20. Jh.s

Heute: Ausdruck einer Abgrenzung von "Heteronormativität" und für das Bestreben, diese Abgrenzung in eine gesellschaftliche Anerkennung im Sinne von Normalität zu überführen. Das Geusenwort fand Einzug in mehrere Namen von Bewegungen, Organisationen und auch Medien, die sich mit den vielfältigsten Formen der sexuellen Identität befassen. Es gelang, die negative Notation der US-amerikanischen 20er Jahre hinter sich zu lassen und den Begriff zumindest zum Mittel der selbstbewussten Konfrontation umzugestalten.

Geusenwort: https://de.wikipedia.org/wiki/Geusenwort Weitere Beispiele für Geusenwörter: Christ (nicht allein historisch), Nigger (Trotzwort, im Hip Hop geläufig und als Zeichen nicht nur einer Cliquen-Zugehörigkeit verwendet)

Das ultimative Ziel einer Queer-Bewegung müsste nach meinem Verständnis also sein, dass es gar keinen Bedarf mehr gibt, darüber zu sprechen oder auf Besonderheiten hinzuweisen. Das Besondere müsste zum Normalfall werden. Halten wir fest: "Queer" ist das erste Wort in diesem Gefüge, das durch Sinnumwandlung zum Symbol wurde. Im weiteren Sinne ist es auch ein Anglizismus.

Sprachliche Reife
A propos Anglizismen: Mit dem Gender*chen und der Gender_gap planen wir doch, der deutschen Sprache etwas Gutes angedeihen zu lassen, nicht wahr? Dann lesen wir doch mal, was eine der Verfechterinnen dieser Idee in ihrem abschließenden Blogbeitrag auf kleinerdrei.org so von sich gibt (nachzulesen unter https://kleinerdrei.org/2018/12/kleinerbye-wir-hoeren-auf-und-das-sind-unsere-abschiedsworte/ )

noch das Ehrenamtliche in den Tag quetschen, that’s the kleinerdrei way. Das waren die letzten fünf Jahre. Fünf fucking Jahre. Wow.

Platz für neue Ideen, who knows? Weniger Deadlines, die drängeln.

Eine Anreihung von „Schnell mal eben (Artikelbild raussuchen/ Feedback geben/Typos korrigieren/Layout fixen/auf Social Media verteilen…)“

weil schlicht this thing called life dazwischen kam

Wenn das für "alle" geschrieben sein soll, dann fallen schon einmal die Leser durchs Raster, welche aus nicht anglophonen Regionen kommend zufällig im deutschen Sprachraum gelandet sind. Ich übersetze mal kurz:

So machen wir das bei kleinerdrei. [...] Fünf verfluchte Jahre [...] neue Ideen, wer weiß das schon? [...] Weniger Galgenfristen [...] Schnell mal eben Rückmeldung geben, Schreibfehler korrigieren, Gestaltung in Ordnung bringen, in sozialen Medien verteilen [...] weil schlicht das Ding dazwischen kam, das sie "Leben" nennen

Hat diese Version jetzt eine Person weniger gut verstanden? Die Fundstellen erstrecken sich auf gerade einmal neun kurze Absätze.

Das Anglizismen-Staccato funktioniert. Man hört deutlich die "freiberufliche Beraterin für digitale Medien und Online-Kommunikation" heraus. Was das angeht, schwimmt sie auf der größten Welle mit, und zwar ganz oben. Ihre Zielgruppe erreicht sie sicherlich, allerdings ist das eine Zielgruppe, aus deren Altersrahmen ich mittlerweile herausfallen dürfte. Auf meine noch gar nicht so alten Tage will ich mir gerne ein (Sprach-)Niveau erhalten, das mit diesem "Social-Media-Denglisch-Speak" nicht viel gemein hat.

Die Rede ist von Anne. Anne Wizorek. Eben dieser Anne Wizorek, die als Verfechterin des "Gender_gap" auftritt und via Duden, dem Zentralorgan für die Vermittlung unserer deutschen Sprachkultur --zumindest ist das so angekündigt-- bald eine Broschüre mit herausgibt, welche das Für und Wider zum Thema "Gleichberechtigung in der Sprache" gegenüberstellt. Bitte diesem Link folgen ( https://www.duden.de/suchen/shop/Gendersternchen) und dort auf "Sprachwissen" klicken. Oder bei Duden online einfach nach "Gendersternchen" suchen, der Begriff hat es nämlich bislang noch nicht in den Sprachschatz der zentralen Sprach-Gralshüter geschafft, und man wird stattdessen direkt auf den Shop weitergeleitet.

Anglizismen und ihre Fallstricke
Mit Anglizismen ist es so eine Sache: Man kann sich vertun. Erinnert Ihr Euch an "die" Body Bag, also eine nahe am Körper zu tragende Tasche mit quer verlaufendem, breiten Tragegurt, welche seinerzeit von einer Supermarktkette in den Handel gebracht wurde? Bald stellte sich heraus, dass die wörtliche Übersetzung "Leichensack" bedeutet. Solche Taschen gibt es immer noch, den Namen konnte man ändern. Nicht auszuschließen, dass durch den Kladderadatsch mehr Taschen verkauft werden konnten als ohne diese PR-Panne.

Nicht so krass aber ähnlich sieht es nach meiner Einschätzugn mit dem der Gender_gap aus. Gap heißt Lücke, und gemeint ist in der deutschen Interpretation der Leerraum zwischen Hauptwort und Gender-Suffix, welcher durch einen Unterstrich aufgefüllt wird. Nachzulesen zum Beispiel hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Gendergap_(Linguistik) Also eine Lücke, die keine ist, weil sie ja geschlossen wird. Desweiteren bedeutet "gender-gap" im Englischen etwas völlig Anderes: Gemeint ist dort nämlich gerade die Ungerechtigkeit zum Beispiel bei der Bezahlung von männlichen und weiblichen Mitarbeiter/inne/n. Der Pseudo-Anglizismus steht im lunguistischen Wirkkreis dieser deutschen "Sprachoptimierer/innen" also genau fürs Gegenteil von dem ein, was ursprünglich bei der Entstehung des Begriffs in der Muttersprache gemeint war, aus der er entstammt.

Halten wir also fest: Auch diese Wortkreation wurde einfach aus dem Englischen übersetzt, für gut befunden und dann erneut einge-denglischt. Wenn dabei das genaue Gegenteil der ursprünglichen Bedeutung herauskommt, wen juckt's schon?

Frau Wizorek nutzt diese eingedeutschte Gender_gap konsequent in ihren Beiträgen. Nicht alle ihrer Mitautorinnen tun dies, es gibt auch welche, die das Gender*chen favorisieren (man/frau verzeihe mir das Spiel mit dieser Abkürzung).

Meine persönliche Meinung bis vor ganz kurzem: Ausgerechnet die Gender_gap ist die falscheste Variante, die man unserer Sprache antun kann. Wie man doch eines Besseren belehrt werden kann! Bitte lest selbst:

Baumgartinger schlägt darüber hinaus die Verwendung des Sternchens als generelles Suffix vor, das alle geschlechtlichen Markierungen ersetzen soll (Lieb* Les*, * du das gerade liest [...]

(aus: #^[url=https://de.wikipedia.org/wiki/Gendergap_(Linguistik)#Variationen)]https://de.wikipedia.org/wiki/Gendergap_(Linguistik)#Variationen)[/url]

Auflösung:

Liebe_r Leser_in, der_die du das gerade liest

... Arrrgh, wo ist das nächste Kellerfenster???

Sprachgebrauch 1 - Lesen lernen
Meine erste "Lehrerin" war Tante Thea. Sie konnte richtig toll vorlesen, damals im Kindergarten. Bestimmt haben mir auch meine Eltern und meine ältere Schwester oft vorgelesen, aber an die alte, resolut-herzliche Kindergartentante erinnere ich mich am lebhaftesten, kann es teilweise sogar noch mit Einzelgeschichten verknüpfen.

Die ehemalige "First Lady" Bettina Wulff hat schon Kindern vorgelesen und damit die Stiftung Lesen unterstützt ( https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/DE/Bettina-Wulff/120117-Vorlesen.html). Während der Anschläge vom 11. September 2001 las und sprach George W. Bush mit Zweitklässlern

Bush Advisor Recalls Telling Bush About 9/11 Attacks | MSNBC
by MSNBC on YouTube
bis er vom Stabschef die Nachricht vom zweiten Flugzeug-Einschlag im New Yorker WTC erhielt.

Vorlesen (Vorgelesen bekommen) gehört zur elementarsten Bildung, und zwar in Bezug auf Sprachklang, Wortschatz, Satzverständnis, Entwicklung von Fantasie und nicht zuletzt regionalen Dialekt. Tante Thea stammte aus Mähren. Ihr Schwäbisch war aufgesetzt, weil erlernt - köstlich anzuhören. Wie hätte die arme Frau uns wohl "Unsere Rosinante ist nicht gern allein" vorlesen sollen, wenn der Gaul mal wieder stiften geht und alle möglichen Abenteuer in einer Umwelt erlebt, die so allgemein beschrieben wurde, dass zwischen Männlein und Weiblein nicht unterschieden wurde? https://www.amazon.de/Unsere-Rosinante-nicht-gern-allein/dp/B002CK6R44

Sprachgebrauch 2 - Vorlesen
Als junger Teenager noch nahm ich an Lesewettbewerben teil. Sexualität war als Begriff schon bekannt, als Erfahrung selbst bei reiferen Mitlernenden noch nicht unbedingt. Jedenfalls war klar, worin die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bestanden. Darüber hinaus hatte ich keine Berührungspunkte mit anderen geschlechtlichen Ausgestaltungen. Es war ein Alter, in dem die ersten Zweifel in jungen Menschen keimen, welche sich später zur eigenen Transsexualität bekennen (zumindest vor sich selbst). Mir wurde kein Fall bekannt. Korrekterweise müssten heutzutage doch Literaturwerke auch im Rahmen solcher Veranstaltungen angepasst und mit Gender*chen, Gaps oder Binnen-I ergänzt werden.

Im Kollegenkreis meiner bisherigen Arbeitswelt übernahm ich häufig die Aufgabe des Protokollanten. Auch hier musste ich mehrere Male vorgefertigte Texte vorlesen, die aus letzten Sitzungen (und damit größtenteils von mir selbst) stammten beziehungsweise von Marketing oder Buchhaltung für die Öffentlichkeit aufbereitet worden waren. Nach modernen Standards müsste jeder dieser Texte um circa fünf bis zehn Prozent länger ausfallen, allein aufgrund der hinzugekommenen Zeichen. Wie liest man so etwas vor? Wenn ich phonetisch überall "Innen" anhänge, wird der Text vom bloßen Zuhören her weiblich. Entscheide ich mich für die Kurzfassung nach alter Sprachtradition und lasse "Innen" außen vor, kreidet frau mir im schlimmsten Fall Sexismus an.

Sprachgebrauch 3 - Schreiben und Lösungswege
Mal ein Gedanken-Experiment: Nach seiner Einschätzung zum "Black History Month" gefragt, antwortete Morgan Freeman kurz und prägnant - aber bitte seht selbst:

Morgan Freeman Black History Month with Subtitle
by Matze on YouTube
Folgt man seinem Ansatz, dann sprechen sich die Menschen einfach beim Namen an. Und um von ihnen mündlich oder schriftlich erzählen zu können, braucht es vielleicht noch zusätzliche Pronomen.

Und jetzt Achtung: Englisch, also die Sprache, in welcher es wohl die wenigsten Unterscheidungen zwischen maskulin und feminin gibt, hat dafür bereits eine Lösung, auch wenn sie noch inoffiziell sein dürfte; ins Oxford Online Dictionary haben es "ze", "hyr" et cetera jedenfalls noch nicht geschafft. Voilà: https://pronoun.is/ Gefunden habe ich diese Seite über den Webauftritt eine/s/r Zweigeschlechtlichen aus Kanada mit Aktivist/inn/en-Erfahrung ( https://nevillepark.ca/about/) - gefunden als Zufallstreffer, ich war auf der Suche nach Verwandtschaft in Toronto.

Sprachgebrauch 4 - (Unterbewusstes) Framing
Darf ich ein weiteres Mal auf kleinerdrei.org zurückkommen? Dort findet sich ein Beitrag mit dem Titel "Schlachtfeld Sprache- Strategien gegen den Empörungs-Burnout" http://kleinerdrei.org/2018/02/schlachtfeld-sprache-strategien-gegen-den-empoerungs-burnout/ Anne (Wizorek) schreibt, ja SCHREIT:

ACHTET AUF EURE SPRACHE. ACHTET DARAUF, WELCHE WORTE IHR BENUTZT UND WIE IHR DAS TUT. ERKENNT DIE MACHT VON SPRACHE AN UND DAMIT AUCH EURE VERANTWORTUNG. Sprache zeigt und formt unser Weltbild

. Ich konnte es kaum glauben, dass diese Worte aus der Feder (Tastatur) derselben Person stammten, welche ich zuvor als so --mir fällt nichts Blöderes ein: "verdenglischt"-- kennengelernt hatte.

Im Anschluss bietet dieser Beitrag jedoch Anhaltspunkte dafür, dass unser Gehirn aus den ganzen Alternativen immer nur das zusammensetzen wird, was im Interesse des Gehirns liegt: Das Hirn mag's ruhig und strebt nicht nach doppelter Beschäftigung. Es arbeitet aber wie eine ZIP-Komprimierung: Nicht allein Worte, auch Wortgruppen werden für den späteren Gebrauch im wiederholten (also nicht zwingend: richtigen) Zusammenhang abgespeichert. Frau Wizorek greift die Arbeit von Anatol Stefanowitsch auf:

unser Wortschatz besteht nicht vorrangig aus Wörtern, sondern aus häufig gehörten größeren sprachlichen Versatzstücken.

Auch George Lakoff kommt zu Wort, der meint, Framing sei "das Setzen eines kaum noch hinterfragbaren Rahmens". Demnach übernehmen Automatismen die Erinnerungs-Prozesse, sofern nur oft genug Reize gesetzt wurden.

Das Blöde an den Ausführungen ist nur: Diese Zusammenhänge werden als Negativum betrachtet, weil sie bei der aktuellen Rechtspopulismus-Thematik so wirkkräftig sind. Der Appell lautet daher, immer zu hinterfragen, und möglichst nicht abzustumpfen.

Stark von mir vereinfacht zusammengefasst: Wenn mich ein rechtspopulistisches Medien-Netzwerk auf allen Kanälen erreicht und "Böse Asylanten" schreit, dann stumpfe ich irgendwann ab und fange an zu glauben, Asylanten seien böse. Es sei denn, ich passe gaaanz arg auf.

Meine Antithese: Ja, klar, weil ich auch sonst keine Alternativen habe, mich zu informieren (oder zu bilden), weil ich frei von grundsätzlichen Lebenseinstellungen bin und mich immer schon habe beeinflussen lassen, wie es dem Gegenüber gerade so passte. Nein, dafür sind diese Reize zu offensichtlich, und bei meinem bewussten Umgang mit gut sortierten Medien auch zu selten präsent.

Wenn mich allerdings in jedem fünften Wort ein zusätzliches Zeichen nervt, das da nicht hin muss, dann verliere ich den Spaß an Sprache. Ich verliere den Bezug zu meiner Mutter- oder Landessprache, und damit einen Teil meiner Identität. Zudem klingt phonetisch dann jedes Wort weiblich. Wenn es vorher zu viele exklusiv männliche Wörter gab, wo ist jetzt der Vorteil?

Fazit
Fazit: Ich bin gegen Gendern in der geschriebenen deutschen Sprache. Gendern baut unsere deutsche Sprache zu etwas um, was nicht mehr als fließende Sprache zu verstehen ist. Es war schon bislang schwer für Auswärtige, Deutsch zu lernen. Wie soll man einem ausländischen Deutsch-Novizen vermitteln, dass künftig alles und jedes gegendert wird, er aber gefälligst die richtige Verwendung der Artikel (der, die, das etc.) zu lernen hat.

Wenn ich das Gendern weglasse, heißt das nicht, dass ich alte Traditionen oder Konzepte der Lebensführung wieder einführen möchte, die sich zwischenzeitlich längst überholt haben. Ich finde es einen nachdenkenswerten Ansatz, den uns Morgan Freeman mit auf den Weg gibt: Macht es zur Normalität, und hört auf, darüber zu sprechen. Weil wir Deutschen immer so gründlich sind, werden wir wohl auch aufhören müssen, darüber zu schreiben, daran zu tüfteln, darüber zu forschen oder zu beraten. Denn wenn mir dann jemand begegnet (offline, online, egal), der/die/das anders ist als der Rest, werde ich dieser Person mit Respekt begegen, solange keine Missionierung eingeleitet wird. Denn dann bin ich weg.

Hanno (Cloudwatcher) Gardemann (Hz)

Tue, 19 Feb 2019 10:38:00 +0100 last edited: Tue, 19 Feb 2019 12:57:28 +0100

Unter meinen Schulaufsätzen stand fast immer: "Inhalt gut, Rechtschreibung noch ausreichend".
Ich werde in diesem Leben nicht mehr durchgängig und ernsthaft gendern.
Manchmal habe ich den Eindruck, es werden Nebenwidersprüche aufgebaut, damit frau sich nicht mit den Hauptwiderspüchen beschäftigen muss.
Bin zu alt für den Quatsch und wenn dieser Quatsch in der von mir bevorzugten Literatur Einzug hält, lese ich meine alten Bücher halt wieder.

Olaf Wendt (Hz)

Tue, 19 Feb 2019 19:49:38 +0100 last edited: Tue, 19 Feb 2019 20:03:07 +0100

So, habe grad noch ein paar "fucking typos gefixt" (falls sich jemand wundert, warum der "Überarbeitet-Stift" jetzt angezeigt wird). Alle habe ich nicht erwischt. Sei's drum.

@Hanno Gardemann hz Mit meinen Aufsätzen bin ich häufig gar nicht in der Zeit fertig geworden. Woran das nur liegen mag? Danke fürs Lesen!

Wenn wir Pronomen einführen wie im kanadisch-englischen Beispiel, werde ich dabei sein. Aus Respekt vor Diversen, Unbestimmten, Non-Binären et cetera denke ich gerne auch zweimal über eine korrekte Formulierung nach. Sprache ist wie Straßenverkehr: Bleib mit den Führerschein-Kenntnissen bitte möglichst auf dem aktuellen Stand, und denke gerne vorher nach, bevor Du mit 100 über eine Kreuzung bretterst.

Manchmal habe ich den Eindruck, es werden Nebenwidersprüche aufgebaut, damit frau sich nicht mit den Hauptwiderspüchen beschäftigen muss.

Wenn die Betonung auf "Manchmal" liegt, kann ich diese Erfahrung bestätigen. Mit einer Verallgemeinerung bin ich vorsichtig.

Es bräuchte mehr als einen separaten Artikel, um herauszufinden, ob sich "BDSM Tops", die sich als Teil der Queer-Bewegung sehen, vom mittlerweile entstandenen "Queer-Feminismus" adäquat vertreten fühlen. Die Stichworte bitte ich in den oben verlinkten Artikeln nachzulesen.

Olaf Wendt (Hz)

Tue, 19 Feb 2019 19:53:56 +0100

Olaf Wendt (Hz) hat Olaf Wendt (Hz)s Beitrag mit ⋕gender, gendergap, gendersternchen, queer, divers, unbestimmt, non-binär verschlagwortet