Wenn ich die Leute sehe, wenn es mal wieder darum geht an die Nazi Zeit zu erinnern, dann fällt mir folgendes auf.
Grob teilt sich das in zwei Arten Leute. Die einen fühlen sich durch die Erinnerung an diese Verbrechen sozusagen "mitbeschuldigt" und wollen nichts davon hören und faseln von "Schuldkult". Die anderen verstehen es als Warnung an zukünftige Generation um so etwas nie wieder zuzulassen.
Ich vermute das die "Schuldkult" Rufer sich unbewusst in den Verbrechen ein wenig selber erkennen und darum so angesprochen fühlen. Ich fühle mich absolut nicht angesprochen bei Verbrechen die irgendwelche Vorfahren gemacht haben, aber bin sehr Aufmerksam dafür, wie es dazu kommen konnte und ob die Anzeichen heute wieder sichtbar sind (und sie sind es!). Erinnerungen daran stören mich also nicht, sondern sind etwas gutes.
Die Erinnerung an den Mist darf aber natürlich nicht nur die Verbrechen der Nazi Zeit selbst sein, die nur zeigen wohin so etwas im Extremfall führt, sondern vor allem der Weg der dahin führte. Ich habe oft das Gefühl das der Schwerpunkt zu sehr auf "nach 1933" und zu wenig auf "vor 1933" liegt. Die Machtergreifung war der Punkt an dem alles zu spät war. Davor gab es die Möglichkeiten es aufzuhalten. Davor ist also der interessantere Teil der Geschichte. Und der beginnt sogar noch vor dem ersten Weltkrieg. Bereits die Kaiserzeit bereitete den Weg dafür.
Ich mag also ebenso nicht das "es war alles so furchtbar" Getue der Konservativen, wenn sie komplett meiden sich zu erinnern wie es überhaupt dazu kommen konnte, weil sie fürchten sich selbst darin zu erkennen. Denn schaut man auf die Entwicklung davor, es ist vieles davon wieder am starten. Nur, dieses mal wissen wir genau was das Ergebnis sein wird. Dieses mal gibt es kein "das konnte ja keiner ahnen", was vermutlich schon damals gelogen war. Denn gewarnt hatten schon damals genug Leute und Medien.